XLOV FIRST LIVE IN GERMANY – (+)LOV FOR 9 in Berlin

11. Oktober 2025 | Columbia Theater, Berlin

XLOV während der Cover-Stage „Angel Baby (Troye Sivan)“

Am Samstag fand im Columbia Theater ein Abend statt, der vielen K-Pop-Fans noch lange im Gedächtnis bleiben wird: XLOV standen zum ersten Mal auf einer Berliner Bühne. Die vierköpfige Gruppe – Wumuti, Hyun, Rui und Haru – gilt als erste K-Pop-Gruppe, die ihr Konzept bewusst genderlos gestaltet, und das spiegelt sich nicht nur in ihrer Musik, sondern auch in ihrer Haltung wider. Noch kein Jahr nach ihrem Debüt im Januar 2025 hat die Band bereits eine beachtliche internationale Fanbase aufgebaut. Berlin war nach Warschau ihr zweiter Stopp außerhalb Asiens, und das kleine Columbia Theater konnte die Energie der Fans kaum fassen.

Auch organisatorisch war der Abend bemerkenswert, denn es handelte sich zugleich um die ersten Konzerte des Veranstalters mod.one. Trotz des Premierencharakters lief alles überraschend reibungslos: Bereits ab zwölf Uhr mittags wurden VIP-Armbänder verteilt, alles nummeriert und in Zeitfenster aufgeteilt, damit sich der Platz vor dem Theater nicht zu voll anfühlte. Diese gute Struktur sorgte für eine entspannte Atmosphäre. Niemand musste stundenlang im Gedränge stehen und das Publikum ging mit spürbarer Vorfreude in den Abend.

XLOV während der Cover-Stage „Move (TAEMIN)“

Pünktlich um 19:30 Uhr begann das Konzert – allerdings nicht mit einem Song, sondern mit einem Moment der Aufrichtigkeit. Nach dem Auftritt in Warschau einige Tage zuvor war ein allgemeines Flaggenverbot für die Tour ausgesprochen worden, was bei vielen Fans auf Unverständnis gestoßen war. Gerade bei einer Gruppe, die sich offen für LGBTQ+ Rechte einsetzt und das Thema Geschlechterfluidität zum zentralen Bestandteil ihres Konzepts gemacht hat, fühlte sich diese Regel besonders unpassend an. Wumuti, liebevoll als „Mama der Gruppe“ bekannt, sprach das Thema direkt an und erklärte, dass sie mit dem lokalen Veranstalter gesprochen hätten. Seine Worte, „Fans should always be themselves first and foremost“, lösten großen Applaus aus. Zwar bat er darum, große Flaggen nicht auf die Bühne zu richten, um niemandem die Sicht zu nehmen, doch kleine Flaggen und Symbole seien selbstverständlich willkommen. Dieser kurze Moment der Offenheit und Akzeptanz setzte den Ton für den gesamten Abend. Ehrlich und voller gegenseitigem Respekt.

Danach ging es mit einer anderthalbstündigen Show weiter, die trotz der kurzen Karriere der Gruppe beeindruckend vielseitig war. XLOV haben bislang nur vier eigene Songs veröffentlicht, füllten die Zeit aber mühelos mit Unit-Auftritten, Gruppen-Covern und charmanten MENTs. Zwischen den Songs lernten sie ein paar deutsche Wörter, beantworteten Fragen aus dem Publikum und lachten viel. Das Ganze erinnerte weniger an ein klassisches Konzert als an ein Fanmeeting, wie man es aus Asien kennt: persönlicher, direkter, vertrauter. Musikalisch bewiesen sie dabei enorme Bandbreite. Neben ihren eigenen Liedern performten sie Covers von K-Pop-Größen wie TAEMIN und BLACKPINK, aber auch internationale Songs von Gallant, Troye Sivan und Yuki Chiba.

Das Publikum, bunt gemischt und voller Leidenschaft, füllte den Raum bis in die hintersten Reihen. Dank der leicht ansteigenden Stufen im Theater wurde den hinteren Reihen eine bessere Sicht gewährt, als man sie in anderen Venues kennt, und die Stimmung blieb bis zum Schluss ausgelassen. Die ausverkaufte Halle machte schnell deutlich, dass XLOV längst bereit für größere Bühnen sind, ein eindrucksvoller Indikator dafür, wie viel Wachstum noch vor ihnen liegt. Das Konzert in Berlin fühlte sich somit nicht überfüllt an. Eher wie ein gemeinsamer Moment zwischen Fans und Künstlern, die sich gegenseitig verstehen.

XLOV haben mit diesem Abend in Berlin gezeigt, dass K-Pop mehr sein kann als perfekt choreografierte Performances. Sie stehen für Offenheit, Vielfalt und Authentizität. Werte, die auch außerhalb der Bühne spürbar sind. Für eine so junge Gruppe war dieses Konzert erstaunlich reif, ehrlich und emotional. Es war nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern ein Statement: für Freiheit, für Sichtbarkeit und für die Kraft, einfach man selbst zu sein.

XLOV während der Verabschiedung

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